
|
Exkursion
nach Theresienstadt
|
 |
Die
Geschichtsexkursion der Schüler der 10. Klassen führte in diesem Jahr in das
Ghetto nach Theresienstadt in die Tschechische Republik. Als wir um 10.30 Uhr in
Theresienstadt ankamen, stand zuerst eine Führung durch die Festungsanlagen auf
dem Programm. Dabei erfuhren wir, dass im Juni 1940 die Prager Gestapo hier ein
Polizeigefängnis einrichtete, das bald das Wesen eines Konzentrationslagers
einnahm.
Wurden am Anfang hier nur Männer untergebracht, folgte 1942 auch eine
Frauenabteilung. Das Aufsichtspersonal bildeten neben Gestapoangestellten auch
Mitglieder der Schutzpolizei. Die Aufseher benutzten Häftlinge in der
Verwaltung und Organisation des Gefängnisses (z. B. in der Schreibstube und in
der Hofverwaltung). Von 1940 bis 1945 kamen ungefähr 30 000 Männer und 50 000
Frauen in das Gefängnis. Es war außerdem Durchgangsstation für 88 000 (von
insgesamt 141 000 nach Theresienstadt überführten) Juden auf dem Weg in die
Vernichtungslager. Nach 1941 wurde das Konzentrationslager auf das gesamte
Stadtgebiet von Theresienstadt ausgedehnt. Als große Festung bezeichnet man
daher die ganze Stadt Terezin. Es existiert auch weiterhin ein Ghettokomplex.
Terezin bestand aus 11 Kasernen. Die Besichtigung der Magdeburger Kaserne stand
auch noch auf unserem Besichtigungsplan. Bei der Führung wurde uns klar unter
welch unmenschlichen Bedingungen die Menschen hier leben mussten. Es gab in
einem Haus nur eine Toilette. Im Winter wurde die Heizung abgestellt. Die Zellen
waren hoffnungslos überfüllt. Fehlende sanitäre Einrichtungen und der
ständige Mangel an Lebensmitteln lösten Krankheiten und Seuchen aus, die viele
Menschenleben forderten. In der Mitte des Ghettos war in ein einem Zirkuszelt
eine Art Arbeitslager eingerichtet. Hier mussten alle halbwegs gesunden
Häftlinge schwer arbeiten. Nach der Führung sahen
wir im ehemaligen Kino für das Wachpersonal noch den Propagandafilm „Hitler
schenkt der Jugend eine Stadt“. Dieser Film wurde gedreht, weil sich für 1944
eine internationale Rot-Kreuz-Kommission in Theresienstadt angemeldet hatte. Die
Nazis nahmen dies zum Anlass, der Welt zu zeigen, wie gut es den Juden im Ghetto
geht. Es wurden entsprechende Verschönerungsmaßnahmen an den Häusern
durchgeführt, es wurde ein Park angelegt, die Häftlinge erhielten Lohn für
die Arbeit, die Ghettoinsassen wurden neu eingekleidet, Sport– und
Musikveranstaltungen durchgeführt. Spielplätze für Kinder wurden geschaffen.
Die Häftlinge mussten glücklich und zufrieden in diesem Film mitspielen. Das
die Realität ganz anders aussah, bekam das Rot-Kreuz-Komitee nicht zu Gesicht.
Als letzte besichtigten wir das Ghettomuseum, wo viele
Dokumente und Ausstellungsstücke uns noch einmal veranschaulichten, wie grausam
das Leben im Konzentrationslager Theresienstadt war. Insgesamt sind in diesem
Lager 34 000 Menschen ums Leben gekommen. Auf der
Rückfahrt musste dann wohl jeder erst einmal seine Eindrücke verarbeiten und
ich glaube es ist wichtig, dass allen Schülern durch diese Exkursion das Grauen
der NS-Diktatur auf besondere Weise deutlich gemacht wurde.

